Steigbügel

________________

 

Steigbügel – von Alu und Leder bis Holz

Funktionale Aspekte beim Reiten

 

 

Vielfalt mit Funktion


Steigbügel sind ein wichtiges Accessoire des Westernsattels, Sie kommen in unterschiedlichsten Formen, Materialien vor und ihre funktionale Bedeutung wird oft unterschätzt.

________________

 

 

1. Worauf sollte man achten?

Der Steigbügel – scheint er auf den ersten Blick eher unbedeutend - bildet neben dem festgelegten Sitzschwerpunkt im Sattel und dem erlernten Sitz des Reiters eine wichtige Rolle. Er ist die Balancestütze für den Reiter. Wie die Fußsohle im  Steigbügeltritt ruht, hat Auswirkungen auf den ganzen Körper des Reiters. Die Lage des Fußes und damit die Stellung im Fußgelenk entscheidet mit über die Stellung und Lage von Knie und Oberschenke und Stellung der Hüfte.

Überprüfen Sie die Steigbügel-Situation mit folgendem Check:

Äußere und innere Ferse ist hier zu startk ausgedreht.• Liegt der Fuß in allen Gangarten plan und Gleichmäßig im Bügel?

• Kippt der Fuß auf die Innenkante, so dass der Fuß sich in der Fessel nach außen stellt?

• Wird der Fuß durch das Leder der Fender und Bügelriemen sowie durch den Bügel verdreht

• Versuche ich krampfhaft, mit der äußeren Sohlenkante den Bügel zu belasten.?

• Verliere ich den Bügel öfter?

• Ist mein Bein in allen Gelenken leicht gewinkelt, liegt es locker am Pferdekörper und kann ich in der Muskulatur gut federn?

 

________________

 

2. Große Unterschiede

Holzbügel mit Ledertritt, Alu-Bügel, Steigbügel mit Leder vernäht sowie verschnürt oder exklusive Holzbügel mit Initialen, mit breitem oder schmalen Tritt, griffig oder lieber rutschig, rund und schmal oder kastenförmig und breit – die Wahl der Steigbügel auf dem Markt ist groß und jeder Reiter hegt da seine ganz individuellen Präferenzen.

 

________________

 

3. Welche Formen gibt es:

Steigbügel mit flachem Tritt (li.); Oxbow-Steigbügel (re.)Ein augenscheinliches Merkmal ist die Breite der Steigbügel. Sie kommen von  ganz schmal (ca. 3 cm) bis sehr breit (ca. 10 cm) vor. Schmale runde Bügel werden auch „Oxbows“ (im Bild re.) genannt und sind in der Regel an Cutting-Sätteln Standard. Bei dieser Reitdisziplin schieben die meisten Reiter den ganzen Fuß bis zum Absatz in den Bügel und die gesamte Last wird über den Mittelfuß getragen. 

Eine häufig vorkommende Breite ist 4 – 6 cm, wobei die Trittfläche manchmal der breiteste Teil ist und die seitlichen Bügelteile sich verjüngen. Hier kann die Last auf dem Ballen/Mittelfußbereich abgefedert werden. Bis zu 10 cm Breite Trittflächen mit entsprechend breiten Seitenteilen finden an „Buckeroo-Sätteln“  häufig Verwendung. Hier wird der ganze Fuß bis zum Absatz in den Bügel geschoben, die Last ebenso über den ganzen Fuß (Mittelfuß bis Ballen) gestützt.

 

 

________________

 

4. Welche Materialien gibt es:

 

Alu, Holz oder Leder - die Angebote sind vielschuchtig.Steigbügel werden aus laminiertem Holz, Aluminium, Eisen, Kunststoff und gelegentlich aus anderen Materialen gefertigt. Je nach Material, Form  und Größe der Steigbügel kann das Gewicht deutlich variieren. Bei sehr schweren Bügel sollte man bedenken, dass das satteln dadurch erschwert werden kann. Hinzu kommt, dass ein schwerer Bügel dem Pferd dabei durch anpendeln unangenehm an den Ellbogen oder die Seiten schlagen kann.

Beim Tragen des Sattels können einem schwere Bügel schmerzhaft gegen die eigenen Beine schlagen. Manche Bügel haben eine Lederverkleidung im Tritt, an der Innenfläche oder sind komplett mit Leder oder Rohhaut eingenäht. Dies dient dazu, die Stiefel oder Schuhe vor Abrieb zu schützen und der Schuhsohle mehr Halt zu geben. Im Tritt kann auch eine Gummifläche angebracht sein, die das Wegrutschen verhindern soll oder auch etwas „Federung“ bietet.

 

________________

 

5. Steigbügel beeinflussen den Sitz

 

1. Fußstellungen und Auswirkung auf den Sitz

Betrachtet man Schenkel und Fuß eines Westernreiters, dann sind hier häufig die Zehenspitzen nach Außen gedreht, Ferse, Knie und auch Oberschenkel rotieren eher nach innen. Diese Haltung des ganzen Beines wird oft begleitet mit einem Sitz im Hohlkreuz oder mit einem Stuhlsitz und stark nach vorne gelegten Beinen.

Schief und häufig zu sehen: Um zu Treiben werden die Fersen stark zum Pferd gedreht.Fachausbilder, Sportpädagogen und auch erfahrene Horsemen sind sich hier einig: dies ist kein funktionaler Reitsitz, denn er blockiert die Beweglichkeit des Reiters im Becken und in der tiefen Lendenwirbelsäule. Er verhindert, dass der Reiter weich in der Bewegung mitzuschwingen kann und mit dem Pferd balanciert eine gemeinsame Schwerpunktlinie findet. Diese „Fehlhaltung“ wird häufig durch die Steigbügel bzw. die Steigbügelaufhängung begünstigt.

Dazu ist zu beachten, dass der Steigbügelriemen und der Fender ja flach am Pferdekörper anliegen, der Steigbügel aber rechtwinkelig zum Pferdekörper positioniert sein sollte, damit der Fuß darin entspannt ruhen kann.  Bei einem englischen Sportsattel mit seinen dünnen Steigbügelriemen ist das kein Problem, man gibt dem Bügel eine leichte Drehung und damit wird der Bügelriemen ebenso ein wenig gedreht – fertig. Beim Westernsattel ist das nicht ganz so einfach, da Steigbügelriemen und Fender mit ihrem breiten  und dicken oft mehrlagigen Leder sich solch einer Drehung „widersetzen“ und den Steigbügel nicht im rechten Winkel lassen, sondern wieder flach zu Pferd drehen. 

 

Sitz und Schenkellage entscheiden mit, wie der Fuß im Bügel ruhen kann.Erst wenn der Bügelriemen aktive durch „Eindrehen“ während der Lagerung nach einiger Zeit umgeformt ist, reduziert sich diese Tendenz mehr oder weniger. Hinzu kommt noch, dass die Trittfläche zwar waagerecht ist, wenn der Bügelriemen bei einem schmalen Pferd locker herunterhängt, aber schräg wird (außen höher, innen tiefer) sobald bei einem etwas runderen Pferd der Riemen vom Reiterbein etwas seitlich vom Pferd weggenommen wird. Durch diese beiden Tendenzen, sich einer Drehung zu widersetzen und in der Trittfläche schräg zu werden, wird der Reiterfuß mit der Zehe tendenziell nach außen gedreht, im Fußgelenk gekippt (blockiert)  und diese Fehlhaltung setzt sich durch alle folgenden Beingelenke bis in die Hüfte fort. Wirkt man dieser Tendenz nicht entgegen, so wird eine deutliche Bewegungseinschränkung oder sogar eine funktionale Blockade die unausweichliche Folge sein, selbst wenn der Reiter sich bemüht und eine bessere Beinhaltung anstrebt.

 

Was kann man tun, um diese negativen Auswirkungen zu minimieren oder zu vermeiden.

• Hamley-Twist

Hamely Twist - der Steigbügel ist "ausgedreht" und hängt rechtwinklig zum Pferdebauch.Schon seit Anbeginn des Westernsattelbaus war dieses Problem bekannt, deshalb wurden bei den alten kalifornischen Sätteln die doppelten Bügelriemen mit einer halben Drehung versehen, und damit war das Problem gelöst.  Mit der Zeit änderte sich das in der modernen kommerzieller Sattelherstellung bei manchen Produzenten. Mit der Erfindung der Blevin-Buckles als Einstellung und aus Kostengründen (weniger Leder, weniger Handgriffe, andere Verschnallung, Blevin-Buckles usw.) wurde die oben beschriebene Fertigungsart flach hängender Bügelriemen/Fender Standard.  Auch mit Blevin-Buckles verschnallte Bügelriemen lassen sich aber in der Herstellung mit etwas mehr Aufwand und Leder mit einer halben Drehung versehen (Hamley-Twist genannt), um das Problem nicht entstehen zu lassen. Achten Sie bei der Auswahl eines neuen Sattels auf dieses wichtige Detaille.

• Die Steigbügelriemen und Fender ausdrehen

Haben Sie einen Sattel ohne diesen „Hamley-Twist“, so können Sie sich selbst helfen. Dazu müssen Sie die Steigbügelriemen ausdrehen. Damit das Leder diese Drehung dauerhaft beibehält, muss man es für die Dauer der Umformungs-Aktion einweichen. In nassem Zustand wird es weich und lässt sich problemlos umformen. In der umgeformten Position werden die Bügelriemen unter Spannung gebracht und müssen z.B. über Nacht in dieser Position trocknen. Dazu steckt man z.B. einen mit Gewichten beschwerten Besenstiel durch die verdrehten Bügel. Das Leder wird die Drehung dann im trockenen Zustand mehr oder weniger beibehalten. Damit kann man der Tendenz, dass die Beine beim Reiten in eine Fehlhaltung gebracht werden, minimieren.

• Steigbügelaufhängung modifizieren

An der oberen Steigbügelaufhängung befindet sich eine Rolle oder Achse, die im Steigbügelleder ruht. Diese kann man an der Innenseite mit Tape oder anderem Material umwickeln und sie so um ca. 2 cm verdicken. Dadurch wird die Schrägstellung des Bügels etwas ausgeglichen.


• Keil in der Steigbügel-Trittfläche anbringen

Um die Schrägstellung der Trittfläche auszugleichen, kann man auch eine keilförmige zusätzliche Modifizierung der Trittfläche vornehmen. Der Keil sollte innen um 2 -3 cm höher sein und zur Mitte der Trittfläche flacher werden und an der Seite auslaufen.

 

 

________________

 

6. Fenderriemen austauschen – Video-Tipp von Peter Kreinberg

 

Austauschen des Fenders (Steigbügelleder/-riemen) 

Ob zur Pflege oder zur Reparatur – Peter Kreinberg zeigt Ihnen, wie man das Fenderleder/den Fenderriemen an einem Westernsattel rausnehmen kann und wie man ihn wieder anbringt.

 

 

 

Kontakt

KREINBERG Sattelservice Rika Kreinberg, Tel. 0172 - 540 46 91, info@kreinberg.shop
The Gentle Touch GmbH, GF Peter Kreinberg, Küppelstr. 10, 97657 Sandberg (kein Ladengeschäft)

 


 

Copyright ©

Alle auf dieser Homepage gezeigten Bilder, Abbildungen, Video-Clips sowie Texte sind urheberrechtlich geschützt. Unerlaubtes Kopieren, Vervielfältigen und Veröffentlichen verpflichtet zur Unterlassung, zum Schadensersatz und stellt gem.§ 106 UrhG eine Straftat dar. Das Urheberrecht | Copyright© liegt bei Rika und Peter Kreinberg, The Gentle Touch GmbH.